Rügen 2024
[2024-07-28]
Heute ging es auf richtig große Fahrt. Herrchen hatte ja gestern das Gespann mit riesen großen Taschen beladen, sodass mir schon ganz hibbelig wurde. Kurz nach dem Frühstück hieß es Abfahrt Richtung Ostsee. Keine Ahnung, was das heißt, ich lass mich überraschen.
Unterwegs gab einiges zu sehen: eine Landschaft namens „Spreewald“ flog an uns vorbei, danach für mich eine Weile nix, weil mich Frauchen wegen eines Starkregens und eines Gewitters unter die Decke geschoben hat, dann wieder ganz viele Autos, weil wir in einem Stau standen und dann irgendwann gaaanz viel Wasser. Frauchen wurde ganz rührselig, als wir auf diese Insel fuhren. Ich konnte sogar ein paar Tränchen unter ihrem Helm blitzen sehen.
[2024-07-29]
Vormittags musste erst mal für Nahrung für meine Menschen gesorgt werden. Das war nicht wirklich lustig, weil unheimlich viele Menschen die gleiche Idee hatten.
Am Nachmittag aber ratterten wir durch die Landschaft auf der Suche nach Großsteingräbern, die es hier in großer Zahl gibt. Allerdings haben wir nur einige angesehen und dann war es genug. Im Prinzip waren alle bis zur Unkenntlichkeit zerstört, über einem waren sogar die Räderspuren von einem Harvester zu sehen. Das war für meine Menschen dann doch zu viel und sie haben das Ganze abgeblasen.
Dafür wurde noch ein Abstecher zur Preußensäule und zum Verräterhaus nach Groß Stresow gemacht.
Am Verräterhaus trafen wir auf einen Motorradfan und Geschichtskenner, der nach ausführlicher Betrachtung meines Gefährtes noch viel Interessantes zum Haus und zur Säule zu erzählen wusste.
Am Abend fuhren wir dann noch nach Swantow, einem kleinen Dörfchen im südlichen Teil der Insel. Vor der dortigen Kirche trafen wir uns mit Frauchens Chefin Irene, um gemeinsam ein Konzert zu erleben. Und jetzt bitte nicht lachen: der Titel des Konzertes war "Leipziger Klänge". Der Leipziger Gewandhausorganist Michael Schönheit saß am Klavier, seine Frau Katharina Dargel spielte Viola. Zu hören war Musik aus der Romantik von Carl Reinecke, Niels Wilhelm Gade, Robert Schumann u.a.. Frauchen hats zu Tränen gerührt, während Irene und Herrchen eher etwas gelangweilt wirkten.
Hinter der Kirche stehen noch ein paar zauberhafte alte Bauernhäuser, liebevoll restauriert und umgeben von verwunschenen Gärten und vielen, vielen Hollerbüschen. Und in einem der ehemaligen Scheunen ist die "Holunderbar", wo es nach dem Konzert leckere Brezeln und Holunderblütengetränke in allen Varianten gab. Dass Annett umgeben von ihrem geliebten Holunder nur noch seelig gelächelt hat, brauch ich wahrscheinlich nicht zu erwähnen.
Spannend war dann noch die Heimfahrt, die Herrchen im Dunkeln auf den kurvigen und sehr engen Alleen ganz schön forderte. Aber irgendwann lagen wir dann, nach einem aufregenden ersten Tag, glücklich in unseren Betten.
[2024-07-31]
Was für ein Tag! Heute habe ich zum ersten Mal an einer größeren Wanderung teilnehmen dürfen. Angebunden an den Rucksack, den mal Frauchen und mal Herrchen getragen haben, bin ich fröhlich schaukelnd auf Schritt und Tritt bei diesem Abenteuer dabei gewesen.
Es ging durch den Nationalpark Jasmund zum Königsstuhl. Ganz ehrlich: so hohe Bäume habe ich noch nie gesehen. Allerdings auch selten so viele Menschen, die alle in die selbe Richtung liefen und einen ziemlichen Lärm in dieser zauberhaften Landschaft machten. So hat es mich nicht wirklich gewundert, dass meine Menschen erstmal einen anderen Weg gegangen sind, der uns an einen abseits gelegenes Torfmoor führte. Ruhe und ein schillernder Teich im Sonnenlicht empfingen uns.
Trotzdem mussten wir dann wieder auf den Hauptweg zurück und standen plötzlich vor dem Herthasee und der Herthaburg, einem ehemaligen slawischen Ringwall. Der Sage nach wohnte Göttin Hertha auf der Burg und reiste von dort übers Land und brachte Frieden, Glück und Wohlstand. Kehrte sie zurück, badete sie im See. Nur ihre Diener sollten angeblich auf den Opfersteinen getötet worden sein, damit sie den Wohnort nicht verraten konnten. Wer mein Frauchen kennt, weiß sicher, was das für sie für ein Ort war…
Weiter auf dem Weg Richtung Königsstuhl hat Herrchen dann einen Weg nach rechts vorgeschlagen,der uns zur Victoria-Sicht führte. Von dort aus hatten wir einen herrlichen Blick auf den Königsstuhl, auch wenn wir ihn uns mit vielen Menschen teilen mussten.
Auf den Königsstuhl und in das Nationalparkzentrum selber sind wir dann nicht gegangen, weil es uns dort wirklich zu voll war.
Nach einem kleinen Mittagessen haben wir uns auf den Rückweg begeben, natürlich immer auf der Suche nach abgelegenen Wegen. So haben wir dann noch zwei sehr schöne Großsteingräber gefunden, das sogenannte Pfenniggrab und ein unbenanntes. Und alles inmitten dieser riesigen Bäume.
[2024-08-02]
Was für ein Anblick bot sich mir heute! Ich könnte mir noch immer die Augen reiben, wenn ich daran denke. Erst sind meine Menschen mit mir eine ganze Weile gefahren. Durch die wunderschöne Landschaft der Insel und auch durch ein paar Ortschaften. Ausgestiegen sind wir auf einem Parkplatz an einer vielbefahrenen Straße. Doch sobald wir den Wald nebenan betreten haben, haben die Bäume den Lärm verschluckt. Eine ganze Weile ging es durch den Wald, dann entlang einer Bahnstrecke und wieder durch den Wald. Der Weg führte entlang uralter, riesiger Kiefern, wie sie selbst meine Menschen noch nicht gesehen hatte. Aber plötzlich traten wir auf eine Lichtung und jeder Schritt meiner Menschen machte laute knirschende Geräusche. Ich wollte es erst gar nicht glauben, aber wir befanden uns auf einem Meer von Feuersteinen! Anfangs war noch einiges an kleinen Wacholderbäumen, Gräsern und größeren Flächen Erika um uns herum (und ja, auch einigen Menschen), aber je weiter Jens und Annett mit mir gingen, umso größer wurde das Steinmeer, die Pflanzen sammelten sich auf Inseln und die anderen Menschen waren nicht mehr zu sehen. Feuersteine soweit das Auge blickte! Und meine beiden Leute? Auf dem Hosenboden oder in gebückter Haltung ging es über die Fläche, immer auf der Suche nach den schönsten Steinen, Steinen mit Loch oder besonderer Form, Farbe und Zeichnung. Obwohl Frauchen am Ende noch eine „Auswahl“ getroffen hat, war der Rucksack, den Herrchen zurück tragen durfte, voll und sicher auch ziemlich schwer. Die sind schon verrückt, die Beiden!
[2024-08-03]
Ein gemütlich, fauler Tag neigt sich dem Ende. Einkauf, laaaaanger Strandspaziergang mit noch längerem Wassergucken, Schwäne zählen, Möwen beobachten und über Enten kichern. Abends hat Herrchen die alte Waschmaschinentrommelfeuerschale in Gang gebracht, Haselnusszweige geschnitten und wie ein echter Mann die Würstchen zum Abendessen gegrillt.
[2024-08-04]
Was passiert, wenn die Menschen losfahren, obwohl sich heftige Gewitterwolken am Himmel zeigen? Richtig: nach der Hälfte der geplanten Strecke wird wieder umgedreht und nach Hause gefahren. Der Rest des Tages wird zum Trocknen der Klamotten genutzt.
Mir war es egal, ich hab mich im Beiwagen ganz tief drinnen versteckt und hab keinen einzigen Tropfen abbekommen.
[2024-08-05]
Kap Arkona, der nördlichste Punkt der Insel war heute unser Ziel, was eine ganze Weile Anfahrt bedeutete. Macht mir ja nichts aus. Ich genieße es, wenn der Fahrtwind um meine Hörner weht und mir das Fell aus den Augen pustet. So kann ich die Landschaft um mich herum erst richtig genießen.
Auf dem Parkplatz, bzw. einer speziellen Fläche für Motorräder, wurde mein Gespann zurückgelassen, und weiter ging es durch die hügelige Landschaft zu Fuß. Vorher gab es aber in Putgarten erst mal einen Stopp im „Rügenhof“, einem großen, aus mehreren historischen Gebäuden bestehenden Gehöfft, in dem kleine Läden, Kaffees, Ateliers und Handwerker zu Hause sind. Es war ziemlich klar, dass Frauchen dem Ganzen nicht widerstehen konnte.
Oben am Kap ging es vorbei am alten Leuchtfeuer weiter in den Wald und über 132 Stufen hinunter zum Wasser. Menschen und Begleitrind haben schließlich nicht jeden Tag die Möglichkeit, am nördlichsten Punkt der Insel zu sein. Gleich da unten liegt ein riesiger Findling, der „Söbenschniedersteen“, Siebenschneiderstein. Der Legende nach ist er so groß, dass 7 Schneider auf seiner glatten Oberfläche Platz finden.
Mit einer neu gesammelten Tüte voll winzig kleiner Feuersteine (Das war so klar!) sind wir die 132 Stufen wieder hinaufgeklettert und vorbei an weiteren Künstlerateliers und beeindruckenden Holzskulpuren Richtung Peilturm gelaufen. Dort haben wir einen Kremser bestiegen. War mir persönliche ja erst einmal ein bißchen unheimlich, die beiden braunen Pferde, Paul und Wicky, waren schon recht groß. Aber die flotte Fahrt nach Vitt hat echt Spaß gemacht.
In Vitt selber hat Frauchen dann ihre glücklichen Kindheitserinnerungen aufleben lassen und Eis und Kaffee taten ihr Übriges.
Durch die Felder ging es zurück zum Parkplatz in Putgarten.
Neben unserem Gefährt erwartete uns eine Überraschung: zwei Jungs mit Supermoto-Mopeds, in schierer Verzweiflung, telefonierend mit dem ADAC. Bei dem einen Moped funktionierte das "Gas" nicht mehr. Jens, der Gute, nahm sich der Jungs an, stellte fest, dass der Bowdenzug nicht funktionierte. Er stellte Werkzeug, Wissen und Hände zur Verfügung. Nach einer Stunde war das Problem gelöst, die Jungs glücklich und um eine Menge Erfahrung reicher. Zu guter Letzt haben wir sie noch bis Binz begleidet, um sicher zu gehen, dass sie gut zu ihrem Campingplatz zurück gelangen.
[2024-08-07]
Nach Frauchens gestrigem Markttag und abendlichem Eisessen in Babe sind wir heute trotz großer Hitze nach Puttbus in den Schloßpark gefahren.
Was soll ich sagen, wer den Park einmal gesehen hat, kann sich vorstellen, dass meine Menschen sich schockverliebt haben und Frauchen mal wieder aus dem Baumkuscheln nicht heraus kam. Der Park ist aber auch wunderschön! Baumriesen überall, sanfte Hügel, Teiche... einfach zauberhaft. Außerdem fanden wir ein sehr schönes, ehrenvolles Kriegerdenkmal. An einem besonders verwunschenen Plätzchen hab ich auch die Wiese zum Grasen genutzt und konnte mein Glück gar nicht fassen. Obwohl wir dort stundenlang waren, bin ich mir sicher, dass wir nicht alles entdeckt haben. Zum späten Nachmittag gab es dann noch Kaffee und Stachelbeerbaisertorte im Café des Spielzeugmuseums am Rand eines Teiches, was meine Beiden wiedereinmal sehr glücklich und zufrieden gemacht hat.
[2024-08-09]
Also ICH hatte heute frei und darüber bin ich echt froh! Als sich meine Menschen nämlich zu Fuß auf den Weg machten, sah der Himmel schon ziemlich düster aus. Sie waren auch noch nicht lange weg, als es mächtig anfing zu regnen.
Sie haben mir erzählt, dass sie durch den Stadtwald gewandert sind, weil Frauchen diesen so liebt. Den Regen haben sie dann auch unter den Bäumen am Rand des Waldes abgewartet. Danach ging es wohl zur Seebrücke. Soll mir recht sein, mir ist es dort zu offen. Und die vielen Möwen und Kormorane sind mir auch immer etwas unheimlich, auch wenn ich an der Kette am Rucksack hänge. Man weiß ja nie, wann die mich mit einem Touristenessen verwechseln und einen Eroberungsversuch starten. Von der Seebrücke aus sind die Beiden dann wohl zum Steinstrand weiter gelaufen, wo sich Frauchen, wie ich sie kenne, traurig vom Meer verabschiedet hat. Heute ist ja der vorletzte Abend unseres Urlaubes.
Allerdings gab es dann wohl noch eine leckeres Fischessen im „Zur Kajüte“, sodass die Zwei dann doch recht zufrieden wieder zu mir zurück kamen.
[2024-08-10]
Na heute, am letzten Tag des Urlaubes, wollten meine Menschen es aber noch einmal wissen! Es ging wieder ganz hoch in den Norden nach Wieck. Frauchen ist dort als Kind mehrere Jahre hintereinander mit Ihrem Papa im Ferienlager der Universität Halle gewesen. Von dem einstigen Ferienlager ist natürlich nichts mehr vorhanden. Das waren typische DDR-Baracken, wie sie sagt. Aber der Erdbunker, in dem die Lebensmittel gelagert wurden und der als Hügel in der Mitte des Lagers war, den haben wir gefunden!
Über ziemlich abenteuerliche Straßen, Panzerstraßen, wie meine Menschen sagen, ging es Richtung Dranske, bzw. Altenkirchen zum Märchenwald. Ein zauberhaft verwunschener Wald voller Bergulmen, Eichen und Kiefern, vom ständigen Wind in die phantasievollsten Figuren geformt. Ich war wirklich verzaubert, denn soetwas hatte ich noch nie zuvor gesehen.
Auf dem Rückweg nach Sellin haben wir noch ein kurzer Stopp am Kleinen Königstuhl in Gummanz eingelegt. Dieser ist leicht hinter dem Kreidemuseum zu finden. Was soll ich sagen, obwohl er versteckt liegt und weit und breit kein Meer und keine Küste in Sicht ist, ist er eigentlich schöner, als der Große…
[2024-08-11]
Was für ein Urlaub! Voller Eindrücke und glücklicher Momente haben wir heute die Rückreise bewältigt. Es war auch gut, dass wir so glücklich waren, denn so konnten uns Staus, Umleitungen, Unmengen an Autos und schlußendlich 11 Stunden Fahrt zwar anstrengen, aber nicht die Erinnerungen nehmen.
Jetzt sind wir wieder im heimatlichen Stall angekommen. Ich werde jetzt erst einmal viele Stunden schlafen. Ihr wisst ja, ich bin für das Liebgucken und Niedlichsein zuständig, aber auch das kann anstrengend sein.
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